Porträt | Preisträger & Gesamtsieger

Toby Binder

München / DE www.toby-binder.de

Wee Muckers – Youth of Belfast

Konzept

In Belfast leben protestantische Unionisten und katholische Nationalisten in homogenen Nachbarschaften, die bis heute durch Mauern geteilt werden. Die Porträts zeigen junge protestantische Unionisten und jugendliche katholische irische Nationalisten. Die Reihe zeigt, dass diese beiden Gemeinschaften, zwischen denen es scheinbar unüberwindbare Differenzen gibt, einander doch ähnlicher sind als wohl beide Seiten zugeben würden. Während sie an ihren eigenen Symbolen von Identität und ihren Traditionen festhalten, tragen sie dieselbe Kleidung, dieselben Haarschnitte, nehmen dieselben Drogen und sorgen sich oft um dieselben Dinge wie Gewalt, Arbeitslosigkeit, soziale Diskriminierung und somit fehlende Zukunftsaussichten. »Wird man in eine Nationalität geboren oder nimmt man sie an? Ist sie etwas, dem man nicht entfliehen kann, und wenn ja, ist dann Nationalität eine Art Gefängnis? Ich fange langsam an, daran zu glauben. Diese begrenzten Gemeinschaften [...] waren physische und geistige Gefängnisse. In Nordirland [...] haben beide Gruppierungen darum gekämpft, welcher Nation sie angehören.« _Paul McVeigh, in Belfast geborener Autor_

Vita

Toby Binder, geboren 1977 in Esslingen, studierte an der Hochschule für Gestaltung Stuttgart. Bald konzentrierte er seine Fotografie auf soziale, ökologische und politische Themen. In Argentinien und Deutschland arbeitet er an Einsätzen und persönlichen Projekten, wobei er sich auf Nachkriegs- und Krisensituationen sowie den Alltag von Menschen konzentriert.

Seine Arbeit ist geduldig und persönlich, ohne allgegenwärtig zu sein und wurde international ausgezeichnet, z.B. mit dem Philip-Jones-Griffiths-Preis 2018, dem Sony-World-Photo-Award und dem Nannen-Preis 2017. Im selben Jahr erhielt er eine ehrenvolle Erwähnung auf dem UNICEF-Foto des Jahres.

Seine Arbeiten werden unter anderem vom Stern, Süddeutsche Zeitung Magazin, der Zeit, Greenpeace Magazin, Amnesty Journal, Neue Zürcher Zeitung und anderen veröffentlicht.

Jury Statement

Die künstliche Teilung der nordirischen Stadt Belfast durch eine Mauer steht stellvertretend für die Teilung vieler Städte und Länder weltweit. Mit seiner schwarz-weißen Porträtserie „Wee Muckers“ zeigt Toby Binder mit einfachen, aber dafür eindringlichen Mitteln, dass man als Außenstehender keine Unterschiede zwischen den jungen Vertretern der verfeindeten Fronten erkennen kann. Durch den Brexit und die noch ungewissen Konsequenzen für den fragilen Frieden zwischen Nordirland und der Republik Irland gewinnt die Serie umso mehr an Aktualität.

Toby Binder schafft es, uns mit dieser einfühlsamen Portrait-Serie von Teenagern die menschliche Seite des immer noch schwelenden nordirischen Konflikts zu vermitteln.