Landschaft / Natur | Preisträgerin
Sandra Hoyn
Pinneberg/Deutschland www.sandrahoyn.de
Displaced by Palm Oil: Indonesias last Orangutans
Konzept
Indonesien deckt die Hälfte des weltweiten Bedarfs an Palmöl, das für die Herstellung diverser Lebensmittel und Kosmetikprodukte sowie als Brennstoff verwendet wird. Vier Fünftel des indonesischen Regenwaldes wurden bereits gerodet, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen – und es werden immer mehr. Im April 2014 reiste ich nach Indonesien, um die Zerstörung des Regenwaldes auf Sumatra und die Folgen der massiven Abholzung für die artenreiche Tierwelt zu dokumentieren.
Orang-Utans gehören zu den zahllosen Opfern des dramatischen Waldeinschlags. Wildlebende Orang-Utans kommen heute nur noch auf Sumatra und Borneo vor. Beide Arten sind inzwischen vom Aussterben bedroht. Vom Sumatra-Orang-Utan leben in freier Wildbahn nur noch 6.600 Exemplare; von seinem Verwandten auf Borneo gibt es nur noch knapp 54.000 Tiere. Vor allem das unkontrollierte Niederbrennen von Regenwaldflächen für Palmölplantagen ist dafür verantwortlich, dass der indonesische Orang-Utan kurz vor dem Aussterben steht.
Ein wichtiger Teil meiner Indonesienreise bestand im Aufenthalt in einer Auffangstation für Orang-Utans, die im Rahmen des Sumatran Orangutan Conservation Program eingerichtet wurde. Dort lernte ich Angelo und Siboy kennen. Angelo ist ein 12 Jahre alter Orang-Utan. Als man ihn fand, war sein Körper mit Kugeln aus einer Luftpistole gespickt. Er war auf der Nahrungssuche in eine Palmölplantage eingedrungen und dort von Arbeitern beschossen worden. Siboy ist erst ein Jahr alt und wurde auf einem Markt in Aceh entdeckt, wo er zum Verkauf stand. Jungtiere werden häufig gefangen und illegal als Haustiere verkauft, was meistens mit der Tötung der Mutter einhergeht. Die Mitarbeiter der Auffangstation haben ihm aus Stoff und Ästen eine Wiege gebaut. Sie kommunizieren mit ihm über Körpersprache. In der Auffangstation kümmert man sich um die geretteten Orang-Utans, päppelt sie wieder auf und bereitet sie auf ihre Wiederauswilderung vor.
Vita
Sandra Hoyn wurde 1976 geboren und studierte Fotografie an der Universität für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, wo sie auch heute lebt und als freie Fotojournalistin arbeitet. 2013 erhielt sie den Henri Nannen Award. In der Folgezeit wurden ihre Arbeiten in namhaften Zeitungen und Magazinen (Die Zeit, Zeit Campus, Chrismon, Der Spiegel, Missio Magazin, NEON, GEO, GEOlino, New York Times Lens Blog) veröffentlicht und in Ausstellungen in 12 Ländern bis nach Afghanistan und Myanmar gezeigt.
Preise und Stipendien
2014 Ausgewählt von LensCulture als eine der Top 50 Emerging Talents
2013 Henri Nannen Preis
2012 2. Platz bei den IPA - International Photography Awards in der Kategorie Professional editorial sports
2012 drei Silbermedaillen beim Px3 - Prix de la Photographie Paris
2011 und 2007 Stipendium der VG Bild-Kunst
2009 Kindernothilfe Media Award
2004 Kodak Young Talent Award
Jury Statement
Sandra Hoyn überzeugte die Jury in der Kategorie Landschaft/Natur mit ihrer Reportage über die Folgen des Palmölanbaus für die Orang-Utangs Indonesiens. In ihren Bildern gibt sie dem eher abstrakten Thema Umweltzerstörung durch Landwirtschaft ein Gesicht. Ihre Fotografien berühren durch den für uns Menschen dechiffrierbaren Ausdruck des verletzten Orang-Utang, an dessen konkretem Beispiel die Fotografin die Konsequenz menschlicher Eingriffe in die Natur aufzeigt. Eine Reportage, die der westlichen Welt den Spiegel vorhält. Ein Zitat aus der Jurysitzung bringt es auf den Punkt: „Selten haben mich Bilder so berührt wie diese Reportage von Sandra Hoyn. Im Antlitz des Orang-Utan blickt uns die geschundene Erde an. Wenn wir die Natur zerstören, zerstören wir nicht nur die Tiere, die darin leben und von uns abhängig sind, sondern mit ihnen auch uns selbst.“