Beste Nachwuchsarbeit | Preisträger

Silke Schwarz

Berlin 0

17 qm - Warten auf Heimat

Konzept

Jedem Asylbewerber in Deutschland steht gesetzlich, abhängig vom jeweiligen Bundesland, eine Mindestfläche von 4,5 Quadratmeter bis maximal 6 Quadratmeter zur eigenen Verfügung. Das hat zur Folge, dass es keinerlei Raum für Rückzugsmöglichkeit gibt. Die Privaträume in den Heimen entsprechen in der Regel genormten Zimmergrößen von etwa 17 Quadratmeter, in denen Familien oder mehrere alleinstehende Personen gleichen Geschlechts untergebracht werden. Die Räumlichkeiten in denen die Asylbewerber wohnen, werden offiziell nicht als privat definiert, sondern als öffentlicher Raum. In meiner Arbeit steht das temporäre Wohnen von Asylbewerbern im Vordergrund, die Permanenz des Temporären. Eine Zwischenstation in einer völlig neuen Umgebung, in einer fremden Kultur, in einem Land dessen Sprache man nicht mächtig ist. Ein Zustand des Provisoriums, der sich oft über Monate meist Jahre hinzieht, in der Hoffnung sich eine neue Heimat, eine neue Zukunft, ein soziales Netzwerk aufbauen zu können um sesshaft zu werden. Dieses Warten auf eine neue Heimat ist ein zentraler Punkt der Arbeit. „17 m² - Warten auf Heimat“ zeigt Asylbewerber über einen Zeitraum von 6 Monaten in ihrem temporären Zuhause. Persönlichen Gegenstände, wie Wandschmuck, Bilder oder auch Teppiche in den gleich dimensionierten Räumen gewähren Einblicke in die Herkunft und Kultur der einzelnen Bewohner und prägen so den Raum, der ansonsten völlig befremdend und steril wirkt. In meiner Arbeit beleuchte ich das Leben der Bewohner in ihrer persönlichen Umgebung, an einem Ort des Provisoriums.

Vita

Silke Schwarz, Berlin

2006 Ausbildung Fotografie, Stadt Ulm; 2011 Auslandssemester „Fine Arts“ am Hunter College, New York, USA; 2009 – 2013 Studium an der Universität der Künste Berlin, Deutschland

www.schwarzsilke.de

Jury Statement

Silke Schwarz beleuchtet in „17 m² - Warten auf Heimat“ das Leben von Asylbewerbern in ihrer persönlichen Umgebung, an einem Ort des Provisoriums und gibt dem Betrachter dabei Einblicke in die Individualität und Würde der Betroffenen. Selten wurde das fotografisch nicht leicht umzusetzende Thema »Asyl in Deutschland« in nur fünf anrührenden, sensiblen Bildern dokumentiert. Darüber hinaus erzählt jedes einzelne Motiv eine eigene Geschichte.

Bildjournalismus auf die leise Art...