Foto-Journalismus / Editorial | Preisträger

Alain Schroeder

Brüssel / Belgien www.reporters.be/photographers/show/21

Living for Death

Konzept

Die Todesrituale im indonesischen Toraja sind kompliziert und kostspielig. Wenn jemand stirbt, kann es daher Wochen, Monate oder gar Jahre dauern, bis die Familie die Bestattung organisiert. In der Zwischenzeit gelten Tote nur als „krank“ und verweilen im Haus der Familie. Der Übergang vom Leben in den Tod ist zwar immer noch eine traurige Zeit, aber auch ein langsamer und friedlicher Prozess, der die Familienbande stärkt. Je nach Familie bleibt der Leichnam unbedeckt, wird in Tücher gewickelt oder in einem Sarg beigesetzt.

In der Region Pangala findet nach der Reisernte die Zeremonie der Leichenreinigung (Ma'nene) statt. Dabei werden die Toten aus ihren Gräbern geholt, gewaschen, in der Sonne getrocknet und neu eingekleidet. In dieser Zeit der Verbundenheit mit den lieben Verstorbenen und der Ehrung der Ahnen mischen sich Ausdrücke der Trauer mit allgemeiner Fröhlichkeit.

Vita

Alain Schroeder, Jahrgang 1955, ist ein belgischer Fotojournalist.

Er gründete 1989 Reporters (http://www.reporters.be), eine renommierte belgische Fotoagentur.

Schroeder hat über dreißig Bücher illustriert, die sich mit China, Persien, der Renaissance, dem alten Rom, den Gärten Europas, Thailand, Toskana, Kreta, Vietnam, Budapest, Venedig, den Abteien Europas, den Naturwundern Europas etc. befassen.  

Zu seinen belgischen Titeln gehören unter anderem: „Le Carnaval de Binche vu par 30 Photographes“ und „Processions de Foi, Les Marches de l’Entre-Sambre-et-Meuse“. Schroeder kann auf Publikationen in National Geographic, Geo, Paris-Match etc. verweisen. Er hat zahlreiche internationale Preise gewonnen und an einer Reihe von Ausstellungen weltweit teilgenommen.

In Belgien wird er durch Reporters, in Paris durch die Fotoagentur HEMIS vertreten.

Jury Statement

Das Leben mit den Toten ist in der westlichen Welt gänzlich unbekannt. In seiner Fotoarbeit "Living for Death" dokumentiert der belgische Fotojournalist Alain Schroeder die Totenrituale im indonesischen Toraja. Statt eines distanzierten, klinischen Umgangs mit dem Tod, wie inzwischen in den meisten, sogenannten „entwickelten“ Ländern üblich, lebt man in Toraja buchstäblich mit den Toten. Die Todesrituale sind kompliziert und kostspielig. Wenn jemand stirbt, kann es daher Wochen, Monate oder gar Jahre dauern, bis die Familie die Bestattung organisieren kann. In der Zwischenzeit gelten Tote nur als „krank“ und verweilen im Haus der Familie. Alain Schroeder behandelt hier ein ungewöhnliches und zutiefst menschliches Thema. Seine sensible SW-Fotografie hilft dem Betrachter, sich mit dieser zunächst fremden Thematik auseinanderzusetzen. Genau diese Auseinandersetzung soll guter Fotojournalismus in den Menschen auslösen.