Foto-Journalismus / Editorial | Nominiert

Christian Werner

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Depleted Uranium - The silent Genocide?

Konzept

Abgereichertes Uran (''depleted uranium''). Es entsteht, wenn Uran für die Kern- oder Waffentechnik angereichert wird. Doch hier geht es nicht um die technische Seite der Geschichte.

Wer erinnert sich noch an den Irakkrieg? Die ''Koalition der Willigen'' bombardierte das Land im Jahr 2003. Dabei krachten z.B. während eines dreiwöchigen Einsatzes ein- bis zweitausend Tonnen Uranmunition auf Städte wie Basra und Falludscha und ihre zwei Millionen BewohnerInnen. Panzer - zerstört, aber immer noch strahlend - stehen an den Ausfallstraßen und zeugen von den Beschüssen und Bombardements während der Golfkriege. Jetzt sind die Wracks und Ruinen Spielplätze für Kinder; die Bevölkerung verwertet das Altmetall aus dem strahlenden Schrott und sammelt Souvenirs vom Krieg. Der mag vorbei sein, aber viele, sehr viele Menschen berühren noch lange danach kontaminiertes Material - und erkranken an Leukämie.

Die Kriege am Golf waren nicht die einzigen, in denen Uranmunition verwendet wurde. Außer in Irak wurde auch in indisch-pakistanischen Grenzkonflikten mit Uranmunition geschossen, in Tschetschenien, während der sowjetischen Intervention in Afghanistan, in den Kriegen in Bosnien und Kosovo. Mehrere Tausend Tonnen Uranmunition kamen in Kriegen der jüngsten Zeit zum Einsatz. Uran ist so beliebt, weil es eine hohe Dichte hat und darum die Projektile leicht Panzer und gepanzerte Bunkerwände durchbrechen und alles darin verbrennen. Durch den Einschlag zerfällt das Projektil zu radioaktivem Staub, den der Wind fortträgt, überallhin. Dort - überall - strahlt das Uran voraussichtlich 4,5 Milliarden Jahre lang. Der Staub ist sehr fein, er ist in der Atemluft, er ist in der Nahrung, er dringt in Lunge, Adern und Blut der Menschen ein. Er sammelt sich in den Knochen, wo er kontinuierlich weiterstrahlt und den Körper kontaminiert.

Nach dem Golfkrieg schnellten Krebsrate und Fälle von erblich bedingten Anomalien in die Höhe. Neben angeborenen Herzfehlern und Chromosomenanomalien werden täglich Kinder mit den abstrusesten Symptomen geboren. Neugeborene mit zwei Köpfen, einem Auge, einem offenen Bauch, einer offenen Wirbelsäule, fehlenden Gliedmaßen, Fischhaut, Gaumenspalten oder Tumorblasen sind keine Seltenheit.

Das ganze entsetzliche Ausmaß dessen, was Uranmunition anrichtet, wird jetzt erst langsam verstanden. Berichte, Dokumentationen und breit angelegte Studien fehlen aber bis heute - und wären doch so dringend nötig, um über diesen Wahnsinn aufzuklären. Die betroffenen Menschen brauchen Hilfe.